Heimatforschung
in der Oberlausitz

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beiträge zur geschichte der oberlausitz - eine bildungsinitiative

Das Blau-Gold der Oberlausitz

                                   

Hans Klecker  |   Zittau

Auf den jetzigen Demos gegen Putin und seinen Krieg werden viele blau-gelbe ukrainische Nationalflaggen geschwenkt. Die Farben in dieser Flagge symbolisieren im unteren Teil die reifen Felder der Ukraine als Kornkammer Europas und darüber im oberen Teil das Blau des Himmels. Die schwedische Nationalflagge enthält das Blau des Himmels und das Goldgelb der Sonne. Wie sieht es nun mit dem Blau-Gold der Oberlausitzfahne aus?

Graf Wiprecht von Groitzsch, ein bedeutender Herrscher über das Bautzener Land, also die spätere Oberlausitz, hat um 1085 die blau-goldene Zinnenteilung als Feldzeichen geführt. Daraus ist das Bautzener Stadtwappen hervorgegangen. Es zeigt eine dreizinnige, gefugte, goldene Mauer mit schwarzen Fugen unter dem wolkenlosen blauen Himmel. Budyšin (Budissa, Bautzen) als Hauptstadt der Oberlausitz mit dem Landtag und dem Sitz des Landvogtes hatte den Vortritt vor den anderen königlichen Sechsstädten Görlitz, Zittau, Löbau, Kamenz und Lauban. Somit entwickelten sich das Bautzener Wappen zum Landeswappen der Ständerepublik Oberlausitz und die Bautzener Farben zu ihren Landesfarben.

Die Oberlausitzfahne

Jedes Wappen weist mindestens zwei Tinkturen auf, wovon mindestens eine Metall sein muss. Es gibt in der Heraldik keine Farben Gelb und Weiß, sondern nur Metalle Gold und Silber, daher heißen die Farben der Bundesrepublik Deutschland Schwarz-Rot-Gold und die Farben des historischen Markgraftums Oberlausitz Blau-Gold. Auch wenn eine Textzeile in der inoffiziellen Hymne der Oberlausitz „Oberlausitz, geliebtes Heimatland“ von Kurt Piehler heißt „… ihrer Felder Ährengold“, steht das Gold für die Bautzener Stadtmauer und nicht für die Kornfelder oder die Sonne.

Da die Deutschen von oben nach unten und von links nach rechts lesen, erscheint das Blau oben und das Gold unten, bei Hiss- und bei Schwenkfahnen das Blau an der Fahnenstange. Bei vertikal aus dem Fenster hängenden Fahnen muss man die Position des Betrachters einnehmen, der vor dem Haus steht. Aus dessen Sicht muss das Blau links und das Gold rechts zu sehen sein.

Um Verwechslungen mit der ukrainischen Flagge zu vermeiden, empfiehlt es sich, das Oberlausitzer Wappen im Mittelteil der Oberlausitzfahne einzudrucken oder einzunähen. Da das Wappen und die Tinktur gleichfarbig sind, ist es unvermeidlich, das Wappen mit einem weiß-schwarzen Rand einzufassen (s. Flagge von S I G N M A X Spitzkunnersdorf). Es ist unüblich, Flaggen mit einem Prunkwappen zu versehen, wie es ein Hersteller bei der Oberlausitzfahne im Internet anbietet.

Im Jahre 2010 gab es in den Massenmedien der Oberlausitz einen „Fahnenkrieg“, der seinen Anfang in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts fand. Die sächsische Landesregierung unter Federführung des sächsischen Staatsarchivs hat sicherlich durch ihre Unwissenheit der Oberlausitzer Geschichte ab 1928 massiv auf den Stadtrat von Bautzen eingewirkt und nach Machtübernahme der Nazis von den Bautzenern verlangt, die Stadtfarben Blau-Gold in Gold-Blau abzuändern. Die Befürworter einer solchen gelb-blauen Flagge beriefen sich auf heraldische Empfehlungen, bei denen die Farbe des Bildes der Farbe des Grundes vorangeht. Somit wurde das Blau des Himmels zur Hintergrundfarbe herabgestuft.

In allen historischen Schriften wurde aber für die Oberlausitz das Blau immer vor dem Gold genannt. Im Jahre 1532 musste die gesamte Oberlausitz ihr Truppenkontingent gegen die Türken stellen. Zittau war zum Sammelplatz bestimmt worden. Die Bautzener brachten dahin eine Fahne mit ihren Stadtfarben, Blau und Gelb, welche als gemeinschaftliches Banner dienen sollte.

Glücklicherweise haben die zur preußischen Oberlausitz gehörenden Städte Weißwasser/O.L. und Niesky/O.L. die Farbfolge Blau-Gold bis heute beibehalten.

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