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beiträge zur geschichte der oberlausitz - eine bildungsinitiative

Zerrissene Oberlausitz - die Teilung 1815 und deren Folgen bis heute

                                   

Themenabende am 5. Oktober 2022 in Ostritz sowie am 2. Juni 2023 in Weißwasser / O.L.

Am 5. Oktober 2022 fand im Kloster St. Marienthal in Ostritz ein vielbeachteter Themenabend zur Oberlausitzer Geschichte statt, der am 2. Juni 2023 in Weißwasser / O.L. wiederholt wurde.


Dr. Volker Dudeck und Pfarrer Jörg Michel (Fachgruppe Oberlausitzer Landeskunde, Geschichte und Kunstgeschichte des Lusatia-Verbandes e.V.) leiteten die rege Diskussion mit Vorträgen ein.

Historische Karte der Oberlausitz  Nach Kaemmel, Leipoldt und Taute

Schlusswort (Dr. Hartmut Jentsch)

Nach zwei Jahrhunderten eines beachtlichen Aufstiegs erlitt die Oberlausitz mit dem sogenannten Pönfall einen schweren Rückschlag. Vor allem das Bürgertum in den Städten des Sechsstädtebundes hatte gewaltige Einbußen an Recht, Gütern und Vermögen hinzunehmen. Durch ihre Wirtschaftskraft konnten die Städte mit beträchtlichen Geldsummen ihre Handelsprivilegien, die freie Ratswahl und die städtische Gerichtsbarkeit in historisch kurzer Zeit zurückkaufen. Politisch aber brach der Pönfall dem Sechsstädtebund das Rückgrat. Hatten die Städte paritätisch mit dem Adel und den Prälaten die Landespolitik bestimmt, dominierten jetzt erstere.

 

Das war aber in der Geschichte der Oberlausitz nicht der größte Rückschlag. Der erfolgt 1815 mit der Teilung der Oberlausitz. Diese Teilung brachte nicht nur Sachsen schwere Einbußen, sondern für die Oberlausitz einen Einschnitt, der einzigartig in ihrer ganzen Geschichte war. Wie wir hier gehört haben, gingen 57 Prozent des Territoriums sowie 42 Prozent der Bevölkerung in die Hoheit eines anderen Staates über.

Nach 477 Jahren unter der böhmischen Krone und ab 1635 unter der sächsischen Krone gab es von da an auch eine Zugehörigkeit zu Preußen. Die Oberlausitz war getrennt in eine sächsische und in eine preußische, was auch mit Grenzsteinen dokumentiert wurde.

Festzuhalten bleibt: die Zugehörigkeit bezog sich immer auf Staaten und nicht auf Verwaltungseinheiten, wie zum Beispiel Schlesien.Den Webfehler in der Verfassung des Freistaates Sachsen von 1992 und seine Ursachen hat Dr. Dudeck auf dieser Veranstaltung klar aufgezeigt. Und dass es bei der Bildung von Kirchenstrukturen auch um Macht und Einflussgebiete ging, wurde hier von Pfarrer Jörg Michel verdeutlicht. So ist die Bezeichnung Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zu einem Drittel ein Fehlgriff und weder ein Beweis dafür, dass es in der Geschichte jemals eine niederschlesische Oberlausitz auf dem Territoriums Sachsens gab, noch dafür, dass es diese überhaupt gibt.

Abschließend sei noch gesagt, dass es nach meiner Meinung für uns alle ein interessanter Themenabend mit geistigem Zugewinn zur Geschichte unseres geliebten Heimatlandes war. Herzlichen Dank an die Referenten Dr. Volker Dudeck und Pfarrer Jörg Michel und an das Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal in Ostritz für die Ausgestaltung.

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